Es ist eine Weile her,  als eine neue Klientin berichtete, dass sie sich den neuesten und perfekten Tennisschuh der Saison kaufte. Auch das Tennisracket einer bekannten Marke war neu, die Bespannung wurde von einem Spezialisten perfekt auf die Spielerin abgestimmt und regelmässig spielte meine Klientin mit einem Trainer, um ihre Technik weiter zu verbessern.

Alles lief fantastisch, das Spiel verbesserte sich und ihre Fitness genügte vollkommen für ein spannendes Spiel.
Na ja, nach einem intensiven Spiel bemerkte sie, dass ihre Füsse etwas verspannt waren, vor allem im Bereich der Achillessehne, doch schon am nächsten Morgen war jeweils alles wieder in Ordnung. Für eine Weile wenigstens! Denn nach einigen Wochen war das Anlaufen am Morgen etwas harzig bis schmerzend,  aber schon nach kurzem Warmlaufen war auch dieses schwache Stechen im Fuss wieder vergessen. Schliesslich war das Spiel am Vortag auch wirklich hart gewesen und diese Schmerzen waren wohl wie ein kleiner Muskelkater zu betrachten.
Nach einigen Monaten verschwand dieser Schmerz aber nicht mehr. Obwohl sie es sich nicht eingestehen wollte, lief meine Klientin mit einer Fasziitis plantaris oder eben einem chronischen Fersenschmerz der Superklasse durch den Tag.
Die Diagnose wurde durch den Arzt kompetent gestellt und meine Klientin erhielt einige Dehn- und Kräftigungsübungen, die sie täglich anwenden sollte. Sie pausierte mit dem Tennisspiel und die Schmerzen verringerten sich etwas. Doch genauso rasch traten diese mit Beginn des Spielens nach einigen Wochen nahezu unvermindert auch wieder auf.

Meine neue Klientin kam nicht zu mir, weil sie so sehr von der Feldenkraismethode überzeugt war, sondern weil ihr dies von einer Bekannten empfohlen wurde. Völlig entnervt durch die täglichen Schmerzen kam sie eines Tages in meine Praxis und fragte nach geeigneten Feldenkraisübungen.

Zu meinem – und vor allem zu ihrem Glück, empfand sie die erste Feldenkraislektion als eine Wohltat. Zu ihrem Glück deswegen, weil sie sich danach öffnete für das was die Feldenkraismethode tatsächlich zu bieten hat.

Es sind nicht einfach standardisierte Übungen, welche angewendet werden können und damit direkt zu einer Lösung eines Problems führen– sondern die Feldenkraismethode ist vielmehr eine Form von Bewegungsfragen, die ein jeder sich stellen kann und sollte. Anstelle von: „Bewege deinen Fuss auf diese oder jene Weise,  fragen wir in und mit den Feldenkraislektionen: Wodurch wird dein Fuss auf diese oder jene Weise bewegt? Wie ist die Verbindung von Fuss, zu Knie, zu Hüftgelenk und weiter über das Becken in Verbindung zu deinem Oberkörper bis hin zum Kopf. 
Meine Klientin begann an sich selber Unterschiede wahrzunehmen. Nicht an jedem Tag waren die Schmerzen gleich stark. Sie konnte sogar durch winzige Veränderungen in ihrem Geh- und Stehmuster die Schmerzen selber beeinflussen. Die Dehnübungen veränderten wir ein wenig, indem sie lernte auch diese auf eine achtsame und angenehme Weise durchzuführen. Ich riet ihr, ihren Sport nicht komplett aufzugeben, den Fuss also nur noch zu schonen, sondern für den Moment zu einem angepassten leichteren Spiel zu finden.

Schliesslich fand sie heraus, dass die Schmerzen stärker waren, wenn sie mit den neuen, angeblich bequemen Schuhen spielte als mit den älteren Schuhen. Die eventuell zu starke Dämpfung des Schuhes und die etwas harte Führung des Schuhs im Fersenteil schienen ebenfalls wesentlich zur Entstehung der Beschwerden beigetragen zu haben.

So führte nicht eine bestimmte Übungsserie zum Erfolg, sondern das Zusammenspiel von verschiedenen, gut aufeinander abgestimmten Faktoren, begleitet von achtsamen Feldenkraislektionen liessen meine Klientin zu einer mündigen Partnerin ihres eigenen Genesungsprozesses werden.

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