«Lassen Sie uns nur machen, bleiben Sie «einfach» Mutter. Wir schauen schon, dass es ihrer Tochter gut geht.»
 
Es dauerte eine Weile, bis ich realisierte, dass es meiner Tochter nicht gut ging und sie keine Fortschritte in der Entwicklung machte.
 
Heute würde mich wahrscheinlich der Titel «Helikoptermutter» begleiten und wenn damit gemeint ist, dass ich mich um die Gesundheit und die Entwicklung meiner Tochter sorgte, dann lasse ich mich gerne so benennen. Denn ich habe als Mutter nicht nur die Verantwortung für mein Kind, sondern auch das Recht mich zu sorgen.
 
Wir sind stark geprägt von einer Gesellschaft, die es sich gewohnt ist, die eigene Gesundheit oder Gesundheit ihrer Kinder in andere Hände zu legen: Der Arzt oder Therapeut soll «es» richten. Und andererseits gibt es immer noch Therapeuten und Institutionen, denen es nicht immer angenehm ist, wenn Eltern nachfragen, mitmachen wollen, mitreden möchten.
 
Ich bleibe dabei:
 
Es war und ist mein Job und meine rechtmässige Verantwortung mein Kind zu unterstützen und genau dies vermittle ich heute Eltern, die mit ihren Kindern zu mir kommen, weil sie sich sorgen und nach Möglichkeiten suchen, um die Entwicklung ihres Kindes aktiv zu begleiten.
 
Dies bedeutet nicht, dass alle Eltern eine jahrelange Therapieausbildung absolvieren müssen, das ganze System funktioniert jedoch nur dann optimal, wenn Eltern einbezogen werden, angeleitet werden und mitmachen dürfen, wenn sie es möchten.

Warum ist mir das wichtig?

Wenn Eltern ihre Kinder zu mir bringen, dann aufzählen, welche Therapien sie schon versucht haben, mich fragen, ob die teure xy-Therapie oder der «Guru» in «Fremdenland» etwas bringen würde und sich wundern, warum ihr Kind noch keinen Fortschritt macht…. Ja dann wird es Zeit etwas klarzustellen:
Wenn ich einen Vergleich anstelle zwischen 2-3 Mal wöchentlich 25 Minuten Therapie in der Schweiz und zwei bis drei Wochen Intensivtherapie in «Fremdenland» und daraus ableite, dass die sehr teure xy-Therapie in «Fremdenland» die bessere Methode ist, dann vergleiche ich Äpfel mit Birnen.
 
Wir haben hier in der Schweiz ganz viele tolle Möglichkeiten und fantastische Therapeuten. Lass dir nicht den sFr. 400.– stundenlohnteuren Guru von «Irgendland» aufschwatzen.

Ein Kind mit einer Behinderung braucht jedoch eine möglichst intensive Therapie, je nach Schwere der Fragen. Diese hochintensive Therapie wird bei uns nicht bezahlt und zusätzlich höre ich oft: «Lassen Sie dem Kind einfach Zeit» …. oder «das Kind hat schon 2-3 Therapien pro Woche, das ist doch schon sehr viel»

Wie ich das sehe?

Einfach abzuwarten oder diese minimalen Therapiegeschichten sind weitgehend Unsinn.

Ein Kind, welches sich nicht weiterentwickelt wird mit der Forderung…

«lass dem Kind Zeit»

….garantiert weitere Rückschritte machen, denn es kann nicht üben, was es nun mal nicht kann.

Kinder planen ihre Entwicklung nicht. Sie reagieren auf Stimuli. Wenn diese Reaktionen für das Kind unangenehm, schmerzhaft sind oder nicht zum gewünschten Erfolg führen, wird das Kind aufhören dies zu tun, die Entwicklung stoppt. Diese zusätzlichen Rückschritte haben dann nichts zu tun mit der ursprünglichen Diagnose oder mit «mangelnder Kraft usw.»

Zusätzlich: 1-2 Stunden Therapie pro Woche, ohne diese in den Alltag zu tragen, wiegen 86 Wachstunden ohne Therapie nicht auf (ausgehend von 168 Stunden pro Woche und einem Baby/Kleinkind Schlafbedürfnis von gemittelt 12 Stunden)

Ja ich weiss, es gibt Eltern, die möchten «nur» Papa oder Mama sein und das ist vollkommen in Ordnung. Dahinter steckt oft auch der Wunsch nach einem normalen Familienleben oder kann auch ein Teil Überforderung sein, dann sprechen wir das offen aus.

Ich akzeptiere das und gebe mein Bestes, um alle Familien zu entlasten.

Wie in jedem guten Training braucht es jedoch eine gewisse Intensität, Regelmässigkeit und natürlich auch angemessene Pausen, um den gewünschten Erfolg zu haben.

Und dazu braucht es entweder sehr viel Geld um sich täglich einen externen Therapeuten 1-2 Stunden zu leisten…..

…..oder die Mithilfe der Eltern und die Art und Weise von Bewegungslektionen, wie ich sie anbiete,  um ihnen zu ermöglichen mit grundlegenden Kenntnissen und einfachen Massnahmen das Richtige für Ihr Kind auch zu Hause zu tun (wobei ich natürlich auch Nannys oder andere Begleiter des Kindes anleiten kann).

Eltern als Co-Therapeuten frage ich daher noch einmal? Und antworte erneut:

Ja, wenn sie es wünschen